Smartphone geht vor

Das 2014 erschiene Buch von Andreas Belwe und Thomas Schutz mit dem Untertitel "Wie Schule und Hochschule mit dem Aufmerksamkeitskiller umgehen können" pointiert die Beobachtungen aus der Sicht des Lehrkörpers und gibt Empfehlungen für den Umgang damit. Interessante Ergebnisse zu diesem Thema werden mit Zitaten belegt und aus der unterschiedlichen Sicht der Generation X, Y und Z betrachtet.

 Hier eine von mir ausgewählte Zusammenfassung einzelner Themen:

 

Überlastung des Arbeitsgedächtnises

Prozesse der Informationsverarbeitung und Problemlösung laufen im Arbeitsgedächtnis ab, welches in seiner Kapazität begrenzt ist. Wenn Studierende einen digital präsentierten Text mit Hyperlinks erhalten, sind ihre Testergebnisse signifikant schlechter je mehr Links sie präsentiert bekommen. Dies geschieht unabhängig davon, ob die Studierenden auf den Link klickten oder nicht. Alleine die Entscheidung, den Link nicht zu klicken lenkt von der eigentlichen Aufgabe ab, was zu einem Cognitive Overload (kognitiven Überlastung) führen kann. (Zhu 1999)

 

Neue Generation von Lernenden

Digitale Umgebungen aus Fernsehen, Videospielen und Internet erzeugen Lerner mit einem neuen kognitiven Profil. Sie zeigen eine höhere Geschwindigkeit und Effizienz in der Reiz- und Informationsverarbeitung. Neben einem verbesserten räumlichen Vorstellungsvermögen und einer filigraneren Augen-Hand-Koordination wird bei Videospielern auch die kognitive Flexibilität gefördert. Chronische Heavy-Multi-tasker bilden jedoch eine verminderte Fertigkeit aus, irrelevante und interferierende Reize herauszufiltern. Sie haben Schwächen in den höheren kognitiven Prozessen, wie abstrakte Ausdrucksfähigkeit, Reflexionsvermögen, kritisches Denken, Problemlösefähigkeiten, Genauigkeit und Geduld. (Greenfield 2009)

 

Generation Z

Die Generation Z (nach 2000 geboren) nutzt das Internet vornehmlich zur Kommunikation (45%), 
zur Unterhaltung (24%), für Spiele (17%) und zur Informationssuche (13%).

Gruppenmerkmale dieser Generation sind

  • eine geringe Kontroll- und Autoritätsorientierung (nur durch Kompetenz, nicht durch Position)
  • eine nahezu Intoleranz für abwechslungsarme Routineprozesse, technische Verzögerungen und für fehlende Transparenz
  • eine Bevorzugung von schnellen Kommunikationsmedien und Parallelisierung der Medien (Second Screen)
  • ein angepasstes Wahrnehmungssystem, welches uninteressanten Informationen keine Aufmerksamkeit schenkt.
  • eine Externalisierung der Verantwortung beispielsweise an die Helikopter-Eltern, Vorgesetzten oder Lehrpersonen.
  • ein selbstüberzeugtes Auftreten.
  • eine verminderte Aufmerksamkeitsspanne von noch  8 Sekunden im Jahr 2012 (im Unterschied von 12 Sekunden im Jahr 2000)
  • ein diskontinuierliches Betrachten (Zapping) von Websites, wobei bedeutungsvolles Wissen aus den audio-visuellen und textuellen Informationskanälen konstruiert wird.
  • eine verminderte Lesefähigkeit und damit Probleme beim Erschliessen von längeren Texten.
  • ein gut trainiertes Kurzzeitgedächtnis, jedoch Mühe bei der Langzeitspeicherung von Fakten und Inhalten.
  • eine Präferenz für kollaborative, nicht lineare Lernformen z.Bsp durch Games oder Quest (Wettbewerbe) in selber zusammengestellten Teams.

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